|
Der Bericht |
Samstag, 25.3.2006 - Ein Start mit Hindernissen
Eigentlich sollte für uns Dutzend aus Osnabrück und Umgebung der Flug mit SunExpress direkt von Münster/Osnabrück (ab 18:40) nach Antalya (an 23:50), doch die Flugunterlagen wiesen bereits einen Umweg über Bremen aus, Ankunft in Antalya 00:50. Dann kam der Flieger verspätet in FMO an und eine Viertelstunde nach dem Start in Bremen kam die Durchsage, dass das Flugzeug wegen technischer Probleme in Hannover landen müsse - beim Start gab es eine Kollision mit einem Vogel. So kam der Flieger dann um 4:05 in Antalya an, nach Umstellung auf die Sommerzeit. Trotz aller Befürchtungen gab es keinerlei Zollkontrollen bei der Einreise.
Nach dem Transfer ins Hotel
Aspendos Beach und Einchecken, konnte man gegen 7 Uhr an Schlaf denken,
der jedoch gerade einmal bis 9:30 Uhr dauern sollte, da dann die Mietwagen
angeliefert werden sollten.
Es zeigte sich, dass das
Hotel, wie vermutet, 5 Kilometer von der Zentrallinie entfernt liegt. Auch
hatten noch viele weitere Sonnenfinsternisfans hier Unterkunft gefunden,
auch Bekannte wie beispielsweise Siggi
Exner.
Hinflug
25.3. GoogleEarth (mit GPS aufgezeichnet, in GoogleEarth darstellbar)
Sonntag, 26.3.2006 - Erste Erkundungen
Der Tag sollte für einige
mit der Anlieferung der Mietwagen beginnen, doch die wiederum liessen auf
sich warten und wurden erst zwei Stunden später angeliefert. Nach
einem schnellen Mittagessen ging es dann los: nahe gelegene mögliche
Beobachtungsorte sollte erkundet werden.
Es ging zunächst Richtung
Manavgat, vorbei an den Wasserfällen, die am Sonntag offenbar das
Ziel von vielen türkischen Familien sind, zur antiken Stadt Seleukia.
Auf dem steilen Zuweg beginnt einer der Mietwagen zu kochen, offenbar,
war nicht genügend Kühlwasser eingefüllt (Vermieter: "Alle
Stände sind kontrolliert"). Die "sprudelnde Quelle" auf dem Ruinengelände
konnte kein Wasser liefern, daher half zunächst eine Flasche Trinkwasser,
an einer der vielen Wasserhähne am Weg konnte später der Wasserstand
aufgefüllt werden.
Die Ruinen liegen in einer
eindrucksvollen Umgebung und nur 5 km von der Zentrallinie entfernt, könnten
sie einen Beobachtungsplatz mit ganz besonderem Flair darstellen. Dagegen
spricht nur geringe Aussicht und die Gefahr, dass noch viele weitere auf
die Idee kommen könnten, zudem der Transport unserer Instrumente umständlich
werden könnte.
Der höher liegende Stausee
liegt in einem tiefen Tal, an diesem Nachmittag bildete sich hier viel
Bewölkung, es begann sogar zu regnen.
Auf dem Rückweg wurden
weitere mögliche Beobachtungsplätze auf der Zentrallinie an den
Hängen des Gebirges gesucht, doch kaum einer würde genügend
Platz und Ruhe bieten.
Montag, 27.3.2006 - Erkundungen im Landesinneren
An diesem Tag sollten Beobachtungsplätze im Landesinneren erkundet werden, um gegebenenfalls dem Küstendunst zu entweichen und die Dauer der Anfahrt zu testen.
Über die D695 kamen
wir durch eindrucksvolle Landschaft schnell voran und erreichten nach 90
Minuten bei einer größeren Abfahrt wieder die Zentrallinie in
etwa 1000m Höhe bei Göl Basi. Der Himmel war tief blau, lediglich
etwas Staubewölkung könnte störend sein. Hier gäbe
es reichlich Beobachtungsplätze, lediglich die nahe viel befahrene
Straße produzierte recht viel Lärm.
Dienstag, 28.3.2006 - Weitere Erkundungen an der Küste
Heute sollte noch einmal die Küste in Richtung Zentrallinie erkundet werden. Es zeigte sich, dass das ursprünglich gewählte Hotel Monachus Park gerade einen Kilometer von der Zentrallinie entfernt gelegen hätte. Hier gäbe es einen Beobachtungsplatz mit gutem Blick Richtung Meer auf einer Bauschutthalde. Auf der Zentrallinie im Ort Kumköy selbst war der Strand nicht leicht zugänglich, aber im Hinterland gäbe es mehrere Beobachtungsplätze. Dort lag erwies sich in der Ortschaft Ilica ein 80 m hoher Hügel mit einer Feuerwachhütte als optimal, er lag genau auf der Zentrallinie, bot freien Blick Richtung Meer und Landesinnere. Eine benachbarter hoher Hügel mit der Höhenangabe 96m in der Landkarte wäre wohl noch besser geeignet, doch wäre dort der Transport der Instrumente etwas mühseliger geworden. Eine Entscheidung war gefallen: der niedrigere Hügel wäre wohl der optimale Beobachtungsort im Küstebereich, er erhielt den Namen "Höhe 96".
SoFi-T-Shirts und -Brillen in Side |
Am Nachmittag ging es noch nach Side, ein Ort der durch die Allgegenwärtigkeit antiker Ruinen imponierte, aber auch von Touristen beherrscht ist. Und natürlich traf man auch hier immer wieder bekannte Gesichter. Um die Ruinen des Apollon-Tempels hatten sich besonders viele SoFi-Fans angesammelt, Teleskope und Fernseh-Übertragungswagen waren aufgebaut - hier würde man wohl kaum die Finsternis ungestört beobachten können.
Abends war es klar und ein Blick auf die Sterne möglich, doch die Lichtverschmutzung ist beträchtlich:
untergehender Orion und Lichtglocke von Antalya im Westen |
Skybeamer über Side im Osten zeigt auf Jupiter |
Der Blick übers Meer zeigt im Süden Strenbilder, die von Mitteleuropa aus nicht sichtbar sind: Pyxis-Kompass, Antlia-Luftpumpe, Vela-Segel und das Kreuz des Südens steht nur etwa 5° unter dem Horizont:
Mittwoch, 29.3.2006 - Der Finsternistag
Die Wetterprognosen
Wie schon seit Tagen war
für den Mittag der Aufzug hoher dünner Cirrenbewölkung von
mehreren Vorhersagemodellen angekündigt. Astrowetter sagte zudem eine
Altocumulusbewölkung zur Mitte der Finsternis westlich einer Linie
Konya-Alanya vorher, der Beobachtungsort wäre davon betroffen. Da
keine Vorteile für die Hocheben zu erkennen waren, entschieden wir
uns, an der Küste zu bleiben. Tatsächlich zogen im Laufe des
späten Vormittags einige Cirren von Westen auf, doch waren sie so
dünn, dass sie die Beobachtung nur während der partiellen Phasen
etwas störten, die Totalität war ungetrübt.
Die Beobachtungen
Die letzten Wettermeldungen
sollten noch dem Internet entnommen werden, doch da das Internet-Cafe des
Hotels erst um 10 Uhr öffnete, blieb man noch bis 10:30 Uhr im Hotel.
Lediglich eine Vorhut brach früher auf, um die "Höhe 96" zu übernehmen.
Kurz darauf der Anruf von Thomas: "Höhe 96 ist besetzt!", meine entsetzte
Rückfrage "Von wem?" und dann die erleichterte Antwort: "Von uns!"
Hotel, Beobachtungsort und
Fahrttracks auf Satkarte (15m ETM+, Global
Land Cover Facility)
Doch als wir dann gegen 11 Uhr ankamen, standen mehrere PKWs und sogar ein Bus auf der Straße, es waren also noch mehr auf die Idee gekommen, dort zu beobachten, doch diese Mengen hatten sich auf der echten Höhe 96 versammelt. Wir blieben zunächst auf unserer "Höhe 96" (N 36°49,277', E 31°22.514', Höhe 82m) in Ilica allein und bauten in Ruhe unsere Instrumente auf. Dann kam ein Truck mit der Aufschrift ZABITA vorbei, ein Beamter der städtischen Polizei schaute nach dem Rechten und beruhigte uns, dass wir weiter beobachten könnten. Gegen 13:15 Uhr rief der Muezzin von den umliegenden Moscheeen zum Mittagsgebet. Kurz vor dem 1. Kontakt tauchte dann noch ein Fotograf und ein Kameramann im Laufschritt auf, die Aufnahmen machten und dann genau so schnell zur Gruppe auf der eigentlichen Höhe 96 eilten. Die Kontaktwerte waren ja vom französischen IMCCE für den Ort angegeben und so fand der 1.Kontakt pünktlich um 12:38:25 lokaler Zeit (osteuropäische Sommerzeit, 9:38:25 UT) statt. Langsam schob sich der Mond immer weiter vor die Sonne, inzwischen kam noch eine Bewohner eines nahen Hauses, ein Taxifahrer mit guten Deutschkenntnissen dazu, später folgten noch zwei Freunde, seine beiden Kinder und die Frauen.
Die Sonnensichel wird immer dünner (Russentonne, anfangs unscharf)
|
||||
|
|
|
|
|
In der Lochprojektion werden die Sicheln erkennbar:
Foto Albrecht Düntsch |
Erst etwa 15 Minuten vor Beginn der Totalität wurde es merklich dunkler und windiger. 5 Minuten vor der Totalität gingen Straßenlampen an, die Sirene eines Krankenwagens war zu hören.
Es wird immer dunkler (Casio P-600, 1:8, 1/250s konstant)
|
||||
|
|
|
|
|
Die Utensilien für die folgenden Beobachtungen (Foto A. Düntsch):
Die Abnahme der Helligkeit (gemessen von Albrecht Düntsch mit einem Luxmeter):
Die Abnahme der Temperatur (gemessen von Albrecht Düntsch):
Die automatische Messungen
von Temperatur und Luftfeuchte
mit zwei Testostor 175-2
Datenloggern der Firma Testo automatisch
in 30 Sekunden-Intervallen aufgezeichnet und nach der Rückkehr ausgewertet
(normalerweise zur Messung des Raumklimas bei Sonderausstellungen des Fachbereichs
Kultur der Stadt Osnabrück benutzt). Ein Messfühler lag im Schatten
auf einer Betonmauer, der andere im direkten Sonnenlicht (Temperatur2 und
Feuchte2). Der Temperaturabfall ist mit 10° in der Sonne ziemlich groß,
während er im Schatten nur 3-4° abgefallen ist (wegen der kühlen
Betonmauer?).
Das Sonnenspektrum mit den Sicheln und das Flash-Spektrum (leider unterbelichtet) (Casio P-600, Astromedia-Gitter)
|
||
|
|
|
Die Protuberanzen und innerste Korona (F=1000mm, 1:10, 100 ASA-Diafilm, 1/500s)
Die Korona (f=500mm, 1:5,6, Canon EOS300-D, 400 ASA)
|
|
|
|
|
|
|
|
Ein durch Überlagerung von 3 Bildern unterschiedlicher Belichtungszeit erzeugtes Bild | Ein durch Überlagerung von 5 Bildern unterschiedlicher Belichtungszeit erzeugtes Bild, Larson/Sekanina-Filter (mit Fitswork) |
|
|
Auf einer Weitwinkelaufnahmen sind einige Cirren in Sonnennähe erkennbar (Foto: Thomas Kunzemann)
Kurz vor der Totalität flogen Vögel davon, wohl in ihre Nester. Während der Totalität wurde in der Ferne geschossen (Feuerwerksraketen?).
Blumen schlossen ihre Blütenblätter
(Fotos Arnd Thomasmeyer (o) und Albrecht Düntsch (u)):
.. kurz nach der Finsternis |
|
..kurz nach der Finsternis |
Unmittelbar nach Ende der Totalität wurde dem Osnabrücker Lokalradio per Handy die frischen Eindrücke von der Finsternis live übermittelt.
Der Osnabrücker Beobachtungstrupp
Anschliessend wurde noch ein Bericht mit den ersten Bilder für die Medien in und um Osnabrück vorbereitet und über das hoteleigene Internetcafe verschickt - wegen des Andrangs dauerte das etwas länger....
Die erfolgreiche Beobachtung
wurde am Abend mit türkischem Sekt gefeiert (Foto A. Düntsch)
Donnerstag, 30.3.2006 - Ausflug nach Termessos
Nun zeigte sich, welches Glück wir am Vortag gehabt hatten: schon am Morgen war der Himmel bedeckt.
Freitag, 31.3.2006 - Manavgat und Schlucht
Und der Tag zeigte noch mehr, wieviel Glück wir zur Finsternis hatten: in der Nacht hatte es zu regnen angefangen, so entschieden wir uns, zunächst nach Manavgat zum Shoppen zu fahren.
Abends war es dann klar und die schmale zunehmende Mondsichel war wieder in der Abenddämmerung zu sehen (Foto: Willi Witte)
Samstag 1.4.2006 - Rückflug
Nach einer erlebnisreichen Woche ging es dann über München zurück. Weder bei der Ausreise aus der Türkei, noch bei der Einreise nach Deutschland gab es mit den Fernrohren Probleme. Die Gruppe war zufrieden, die Sonnenfinsternis konnte unter besten Wetterbedingungen beobachtet werden.
Links
Links
bei Daniel Fischer
Links
von eclipse-reisen
Siggi
Exner aus Bramsche
Christian
Buil (CCD-Spezialist und IRIS-Programmierer) aus Frankreich beobachtete
wohl nahe unserem Hotel