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Geflogen waren wir (Arnd Thomasmeyer und Dr. Thomas Kunzemann von der astronomischen Arbeitsgemeinschaft und Dr. Andreas Hänel vom Osnabrücker Planetarium) von Düsseldorf mit Air Berlin nach Alicante und hatten uns dort am Flughafen einen Mietwagen gebucht. Als Standquartier hatten wir eine Ferienwohnung in Dénia bezogen.
In den Tagen vor der Finsternis wurden mögliche Beobachtungsplätze erkundet.
Freitag 30.9.
Samstag 1.10.
Heute entschieden wir uns dafür,
das Landesinnere zu erkunden, da alle Vorhersagen für dort gutes Wetter
ankündigen, während es an der Küste eher problematisch sein
könnte. Nach den Landkarten dürfte eine Fahrt längs der
Zentrallinie lange Zeit dauern, da nur kurvige Straßen eingezeichnet
sind. Die Autobahn A7 nach Valencia und dann die A3 Richtung Madrid würde
an der Grenze zwischen den Provinzen Valencia und Cuenca wieder die Zentrallinie
schneiden, der gesamte Verlauf ist aber innerhalb der Zentralitätszone.
Die 200 km sollten in 2 Stunden zu schaffen sein. War der Himmel an der
Küste noch sehr diesig, wurde er weiter ins Landesinnere immer klarer,
nahe der Zentrallinie überquert die A3 auf abenteuerlichen Brücken
den Contreras-Staudamm und hier hielten wir nach einem Beobachtungsplatz
Ausschau.
Am Camping-Platz Venta de Contreras, einer alten Post-Stelle, zeigte sich der Platzwart bestens informiert und gab uns viele Hinweise. Er erwartete noch 40 Franzosen und mehrere spanische Gruppen zur Beobachtung der Finsternis und auf dem Balkon stand schon ein Teleskop parat. Doch das südlich anschliessende Naturreservat Reserva Natural de las Hoces del Rio Cabriel wäre nur über eine Piste erreichbar. Aber hoch über dem Tal ragten zwei Hotel- oder Restaurantruinen, die gute Aussichten bieten würden. Die bewaldete Gegend faszinierte uns und mögliche Beobachtungsplätze würde es sicher genügend geben. Mit dieser Information reisten wir zurück nach Dénia, und brauchten für die Strecke wiederum kaum 2 Stunden. |
Am Abend waren nun Beobachtungen von der
Asociacion Astronomica Marina Alta (Marina Alta ist der Landkreis um Dénia)
angesetzt worden. Auf dem verabredeten Parkplatz trafen nach und nach einige
der Amateure ein und dann ging es mit 5 PKWs über kurvenreiche Straßen
(40km in 1h) ins Landesinnere nach Castell de Castells. Etwas weiter lag
der Beobachtungsplatz, eine Kreuzung von 2 Feldwegen, auf 720m Höhe
in einer Hochebene, die rundherum durch Berge von den lichterfüllten
Städten der Costa Blanca etwas abgeschirmt war. Trotzdem konnten wir
noch den Schützen und das Milchstraßenzentrum in voller Pracht
bewundern, auch wenn immer wieder Wolkenschwaden über die Berge schwappten.
Um 22h tauchte dann auch noch ein spanisches Fernsehteam auf, das uns kräftig
blendete und ich bekam die Ehre eines Interviews in meinem "broken Espanol".
Viele Objekte wurden beobachtet, Höhepunkt war dann noch der Mars,
doch gegen Mitternacht wurden die Zelte abgebrochen und wir fuhren zurück.
vor dem Aufbruch zur Beobachtung |
Skorpion und Venus sind gut sichtbar |
Schütze und Milchstrassenzentrum |
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... und die Beobachter |
Sonntag 2.10.
Der Himmel begrüßte uns heute
wieder mit Wolken bedeckt. Nochmals fuhren wir zur Cumbre de Sol, doch
heute erschien der Berggipfel bei dem kräftigen Wind nicht so günstig
und wir fanden einige potentielle Plätze die etwas tiefer und windgeschützter
lagen.
Dann fuhren wir weiter an der Küste
entlang, besichteten die schöne Altstadt von Altea, und fuhren weiter
in das interessante Bergstädtschen Guadalest. Inzwischen klarte es
immer weiter auf und am Abend war es weitestgehend wolkenlos.
Montag 3.10.: der Finsternistag
Am Morgen beim Aufstehen um 7 Uhr der
Schock: der Himmel war stark bewölkt. Es gab zwar mehrere Wolkenlöcher,
sah aber nicht so aus, als würden diese sich auflösen.
So fiel die Entscheidung ins Landesinnere
zu fahren und nach gut 2 Stunden kamen wir über die Autobahnen A7
und A3 in Minglanilla kurz
hinter der Grenze der Provinzen Cuenca/Valencia nahe dem Stausee Contreras
an. An der Ruine einer Raststätte an der Abfahrt stand schon ein Bus
und einige PKW und mehrere Fernrohre waren aufgebaut. Doch wir fuhren auf
der N111 weiter Richtung Zentrallinie zurück nach Osten, vereinzelt
standen PKWs und Fernrohre in den Feldwegen. Wir bogen dann auf die alte
Straße ab, die nach Bau der Autobahn in einer Sackgasse endet, und
fanden schnell einen günstigen Beobachtungsplatz.
Die Koordinaten des Platzes (Aldi-GPS):
39°32'21,5"N, 1°32' 02,5"W, 876m Höhe
Eingetragen auf ein Landsat-Satellitenbild der NASA (https://zulu.ssc.nasa.gov/mrsid/) zeigt sich, dass wir damit nicht ganz 400 m neben der Zentrallinie lagen. |
Die etwas mehr als 4 Minuten erschienen viel zu kurz. Nach weiteren 5 Minuten begannen wieder die Vögel zu zwitschern und es wurde wärmer.
Mit dem 4. Kontakt um 12:27:23 war die
Finsternis beendet.
Mit einem Transmissionsgitter (1200 Linien/mm)
vor dem Objektiv der Casio EX-P600 wurden Spektren aufgenommen:
Es sollten wieder (wie 1999) die Fraunhoferschen
Linien als Sicheln oder gar Ringe abgebildet werden. Doch trotz kürzest
möglicher Belichtungszeit und kleinster Blende war das Spektrum in
vielen Bereichen überbelichtet, nur die kräftigen H- und K-Linien
im Blauen sind gut zu sehen. Das nächste Mal muss wohl noch ein Neutralglasfilter
eingesetzt werden ...
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Zum Test wurden auch einige Einfachbilder mit der Casio EX-P600 durch die Finsternisbrille geschossen ("Minimalastronomie"). |
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Temperaturbeobachtungen
Die Messungen von Temperatur und Luftfeuchte wurden mit zwei Testostor 175-2 Datenloggern der Firma Testo automatisch in 30 Sekunden-Intervallen aufgezeichnet und nach der Rückkehr ausgewertet. Ein Messfühler lag im Auto im Schatten (Temperatur2 und Feuchte2), der andere im direkten Sonnenlicht. Der Temperaturabfall ist mit 7-8° in der Sonne ziemlich groß, mit einem anderen Thermometer wurde während der zentralen Phase gar nur 9° gemessen. |
Nach der Rückkehr nach Dénia
trafen wir uns mit dem lokalen astronomischen Verein und vielen anderen
internationalen Beobachtern (aus USA, Italien) im Restaurant Mena zu einem
typischen lokalen Essen. Es wurden noch viele Kontakte geknüpft und
wir erfuhren, dass eine Wolke über Dénia geblieben war und
die Beobachter auch 10 Kilometer ins Landesinnere flüchten mussten,
wo sie die Finsternis dann allerdings bei klarem Himmel verfolgen konnten.
Und was haben die Wettervorhersagen
geholfen?
Selbst die längerfristige Vorhersage
war schon eine Woche vorher recht gut und sagte ein Tief über dem
westlichen Mittelmeer vorher. Für Sonntag war der Durchzug einer Schlechtwetterfront
angesagt. Aber ein Kaltlufteinfall mit starkem Niederschlag (200 l/qm),
wie er uns von einem lokalen Resident vorhergesagt wurde, war nicht zu
erwarten und traf auch nicht ein. Die lokalen Vorhersagen des spanischen
und deutschen Wetterdienstes waren auch nicht sehr hilfreich, sie sagten
immer strahlenden Sonnenschein voraus. Die Satellitenbilder (vis und IR)
des Deutschen Wetterdienstes waren
relativ wenig aussagekräftig: die Bewölkung am Sonntag war gar
nicht zu erkennen, auch die Wolken am Montag nicht. Etwas besser war das
satellitenbild des spanischen Wetterdienstes und die Schwarzweiss-Satellitenbilder
von Eumetsat. Lediglich die speziellen
Hinweise des spanischen Wetterdienstes
zur Sonnenfinsternis sagten vorher, dass am Finsternistag das Wetter im
Inneren gut sein würde und an der Küste zwischen Valencia und
Alicante lokal mit Wolken zu rechnen sei - wie es auch eintraf!
Vor dem Rückflug am 4. konnte noch
ein Blick auf die lokale Presse geworfen werden, natürlich stand überall
die Finsternis auf der Titelseite und im Inneren gab es mehrseitige Berichte:
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