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Gedankenexperimente Proseminar, Sommersemester 2010, Universität Konstanz In Gedankenexperimenten - die in vielen naturwissenschaftlichen und
philosophischen Argumentationen von zentraler Bedeutung sind - werden
hypothetische, idealisierte und oft physikalisch unmögliche Szenarien
imaginiert, auf deren Basis anschliessend Schlüsse über die Beschaffenheit der
aktualen Welt oder über den Wahrheitsgehalt von Theorien gezogen werden. Von
welcher Art sind die Erkenntnisse, die ausgehend von Gedankenexperimenten
gewonnen werden können? Generieren sie genuin neues Wissen oder geht alles auf
ihrer Grundlage Erschliessbare implizit als Prämissen in die Konstruktion der
hypothetischen Szenarien ein, d.h. sind Gedankenexperimente nichts anderes als
blumig formulierte deduktive Argumente? Wenn Ersteres, wie kann es sein, dass
blosse Imaginationen neue Einsichten gewähren in kontingente Eigenschaften der
Welt; wenn Letzteres, weshalb sind Gedankenexperimente von derartiger Bedeutung
für den wissenschaftlichen Diskurs? Ferner: Wie unterscheiden sich
Gedankenexperimente von Laborexperimenten einerseits und reinen Fiktionen
andererseits? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit sie funktionieren
und ihren Zweck erfüllen? Welche Arten von Fragen können mit ihrer Hilfe
beantwortet werden, welche nicht? Anhand zahlreicher exemplarischer
Gedankenexperimente aus den Naturwissenschaften und der Philosophie und durch
Auseinandersetzung mit der in den letzten Jahren enorm angewachsenen Literatur
zum Thema werden wir uns in dieser Veranstaltung mit der Beantwortung solcher
Fragen beschäftigen. Ziel des Proseminars soll es sein, ein systematisches
Verständnis von Rolle, Funktion, Grenzen und Rechtfertigung von
Gedankenexperimenten - kurz, eine Methodologie des Gedankenexperiments - zu
erarbeiten.
Credits werden erworben durch die Abfassung von insgesamt 7 Kurzessays zu Fragen rund um die im Seminar diskutierten Texte. Hausarbeit möglich. Die Textgrundlagen und Essayfragen werden auf dieser Seite zur Verfügung gestellt. Detailliertes Programm [PDF] 1. Sitzung 14.4. / Einführung Gedankenexperimente in den Wissenschaften 2. Sitzung 21.4. / Beispiele
3. Sitzung 28.4. / Mittel zur Begriffsklärung
4. Sitzung 5.5. / Synthetisches Wissen a priori
5. Sitzung 12.5. / Figurative Argumente
6. Sitzung 19.5. / Konstruktivismus
7. Sitzung 26.5. / Mentale Modelle
Fakultative Zusatzlektüre zum Begriff "mentales Modell":
Gedankenexperimente in der Philosophie 8. Sitzung 2.6. / Hirne im Tank und Ameisen, die Churchill zeichnen
9. Sitzung 9.6. / Das Chinesisch Zimmer
10. Sitzung 16.6. / Teletransport und menschliche Replikas
11. Sitzung 23.6. / Mit einem Geiger verkabelt
12. Sitzung 30.6. / Relevanz der narrativen Details
13. Sitzung 7.7. / Schlechte Gedankenexperimente
14. Sitzung 14.7. / Abschlussdiskussion |