Vorbereitungen - Das
Wetter
Der Tag X
Das Beobachtungsprogramm
Die Totalität
- ein faszinierendes Schauspiel
Beobachtungen von Osnabrückern
Der Versuch am Dienstagmorgen noch einen der Wetterdienste im Internet zu erreichen ist hoffnungslos - das Internet ist in die Richtung offenbar total verstopft. Lediglich die Wetterzentrale meldet gleiches wie die Tage zuvor. Also geht es auf gen Metz, doch am Mittag ist dort der Himmel wolkenverhangen - keine guten Aussichten. Bereits an der Grenze nach Luxemburg weisen Schilder auf ein LKW-Fahrverbot am 11. zwischen 10 und 15 Uhr hin, was sich an der Grenze nach Frankreich wiederholt. In Frankreich wird mit riesigen Plakatwänden vom Gesundheitsministerium auf die Gefahren der Sonnenbeobachtung hingewiesen und die Benutzung der Sonnenfinsternisbrillen empfohlen, überall, auch in kleineren Orten, finden SoFi-Feste statt. Die Höhen westlich von Metz werden nun erkundet, dort hat man gute Sicht nach Westen, um den Schatten ankommen zu sehen. Das flache Hochland wird für Ackerbau genutzt, hier ist kaum mit Staubewölkung zu rechen. Der Wetterbericht im französischen Fernsehen weist auf eine weitere Front hin, die von Westen kommt, lediglich zwischen den beiden, das heißt zwischen Reims und Metz, soll es die besten Beobachtungsmöglichkeiten geben.
Fazit: Offenbar waren die Vorhersagen
bereits eine Woche vor der Finsternis relativ zuverlässig!
Stau an der Autobahnabfahrt von Ste. Menehould
Dann die Autobahnabfahrt Ste. Menehould, ein kleiner Ort mit gerade 6000 Einwohnern: hier staut sich der Verkehr vor der Zahlstelle bis auf die Autobahn zurück. In vielen Autos sind Fernrohre auf den Hintersitzen oder im Gepäckraum zu erkennen. Nach 20 Minuten ist dann endlich die Zahlstelle passiert. Ein überfahrenes Stoppschild bringt wir noch einen unangenehmen Kontakt mit der Gendarmerie ein, ich soll 900 FF (~270 DM) Strafe zahlen. Doch auch die Polizisten denken bereits mehr an die Finsternis, spielen mit ihren Finsternisbrillen und lassen uns schließlich ohne Strafzettel fahren.
Immer geradeaus geht die Straße nach
Norden, Richtung zum Ort Vouziers, der genau auf der Zentrallinie liegt.
Die Landschaft ist leicht wellig und sie wird intensiv landwirtschaftlich
genutzt, die Kreide-Champagne. In mehreren Orten gibt es deutsche Soldatenfriedhöfe
, die daran erinnern, dass hier im ersten Weltkrieg heftige Schlachten
tobten. Die Wolkendecke lockert nun immer weiter auf, vereinzelt stehen
erste Pkws auf den Feldwegen, daneben sind oft Fotoapparate, Ferngläser
oder -rohre auf Stativen aufgebaut. Die Autokennzeichen stammen fast nur
aus F, B oder NL, keine D-Schilder fallen auf. 5 Kilometer vor der Zentrallinie
werden diese Gruppen größer. Bald ist zu befürchten, keinen
günstigen Beobachtungsplatz mehr zu erhalten, oder gar im Stau stecken
zu bleiben. So entschließen wir uns, auf einem Feldweg östlich
des Ortes St. Morel (GPS-Standpunkt:b = 49° 20' 15.7", l = 4° 42'
54.2" E) unsere Geräte aufzubauen, auch wenn bereits ein halbes Dutzend
Autos am Wegrand steht. Dieser Standpunkt liegt etwa 5 km vor der Zentrallinie,
was die Dauer der Totalität kaum verkürzen wird.
Immer wieder passieren Fahrzeuge, manche
biegen noch in den Feldweg ein. Der Himmel bietet immer noch das gleiche
Bild: vorwiegend Cumuluswolken mit einzelnen, teilweise größeren
blauen Lücken. Inzwischen, gegen 11.07.30, ist der Mond vor die Sonnenscheibe
gewandert, gelegentlich ist der Blick mit den Finsternisbrillen auf die
Sonne möglich. Auch die Beobachtungsinstrumente sind aufgebaut. Gegen
12 Uhr hängt längere Zeit eine dicke graue Wolke vor der Sonne,
während im Ort St. Morel, nur 2 km weiter westlich, immer die Sonne
scheint. Sollten wir unseren Beobachtungsort schnell dorthin verlegen?
Wir entscheiden uns, zu bleiben. Immer wieder blinkt die nun verbliebene
schmale Sonnensichel über der schwarzen Wolke hervor. Das Licht ist
inzwischen ganz fahl geworden, da naht im Westen die schwarze Wand heran:
der Schatten ist im Anzug.
Die letzte Sonnensichel |
Die partielle Phase wurde mit einer "Russentonne", einem Maksutov mit 1000 mm Brennweite, 1/11, Baader ND 3-Folie (Dank an Tele-Optic) mit dem Orangefilter, das der Optik beilag, aufgenommen. Tests hatten zuvor ergeben, dass mit einem 100 ASA Diafilm bei 1/1000 s Belichtungszeit Sonnenflecken noch gut zu erkennen sind. So war auch bei der Finsternis eine 3er Gruppe nahe der Mitte der Sonnenscheibe gut zu erkennen. Während der Totalität sollte die innerste Korona und die Protuberanzen ohne Filter mit Belichtungszeiten bis zu 1/250 s aufgenommen werden.
Für die Aufnahme der Korona war ein Pentagon 5.6/500 Objektiv bestimmt, Aufnahmematerial war ein 400 ASA Film, die Belichtungszeiten wurden über einen weiten Bereich von 1/500 s bis zu 10 s variiert, um möglichst viele Nuancen der Korona zu erfassen.
Mit einem 4/100 Objektiv und einem davor
gesetzten Beugungsgitter, das im August 1997 der französischen Astronomie-Zeitschrift
Ciel
et Espace beilag, sollte das Flash-Spektrum aufgenommen werden. Die
Größe des Gitters entspricht einem Kleinbilddia, leider gibt
es keine Angaben über die Zahl der Gitterlinien, die wesentlich Dispersion
(Aufweitung des Spektrums) und Auflösungsvermögen bestimmen.
Aufnahmematerial der Spektrographenkamera war ein 400 ASA-Diafilm, die
Aufnahmen erfolgten in der 1. Ordnung.
Die Szene wurde während der Totalität
mit einer SVHS-Videokamera aufgenommen. Es sollte die Reaktionen der Personen
aufgenommen werden. Die Kamera wollte ich nicht für die Aufnahme der
Finsternis einsetzen, da die Handhabung der manuellen Einstellung von Fokus
und Blende während er kurzen Totalität zu viel der knappen Zeit
verschlungen hätte. Parallel dazu lief noch eine Tonbandkassette mit,
die im Hintergrund auch die Live-Reportagen des Radiosenders France Info
aufzeichnete.
Beim Blick durch den Sucher der langbrennweitigen
Kameras waren eindrucksvoll die Protuberanzen zu sehen: mehrere flache
am östlichen Rand, jeweils eine größere am nördlichen
und südlichen Rand, drei größere am westlichen Rand, eine
weitere schwebt rund 70 000 km über dem Mondrand.
Die innere Korona mit Protuberanzen, belichtet 1/250 s mit f=1000mm
nach dem 2. Kontakt | vor dem 3. Kontakt |
Die silbrig schimmernde Korona zeigte die
Symmetrie einer Maximumskorona mit zahlreichen Strahlen und anderen Strukturen.
Sie lassen sich weit nach draussen verfolgen. Links der Sonne fällt
sofort Venus ins Auge, auf der anderen Seite ist leicht auch Merkur
zu sehen. Die Sicht auf andere Sterne wird durch zahlreich Wolken gestört.
Die Fotos geben kaum den Eindruck wieder,
den man mit bloßem Auge hatte. Je länger belichtet wurde, um
die schwächsten Ausläufer zu zeigen, desto mehr wurden die inneren
Bereiche der Korona überbelichtet. Das zeigt gut die Sequenz unterschiedlicher
Belichtungszeiten bei 500mm Brennweite:
1/250 sec belichtet | 1/60 sec belichtet | 1/15 sec belichtet |
1/4 sec belichtet | 1 sec belichtet |
Die 1 sec belichtete Aufnahme wurde etwas
aufbereitet. Werden alle Aufnahmen überlagert, gibt das Bild ungefähr
den Anblick fürs blosse Auge wieder:
Ein Einfluß auf die Tierwelt konnte nicht beobachtet werden, fliegende Schatten wurden nicht bemerkt, allerdings wurde (wohl vor Aufregung) auch nicht darauf geachtet.
Viel zu schnell ging die Totalität
zu Ende. Wieder wurde das Flash-Spektrum fotografiert und die Absorptionslinien
waren noch einige Zeit im kontinuierlichen Spektrum der schmalen Sonnensichel
zu sehen. Schnell rase ich auf die kleine Anhöhe, um den nach Osten
entschwindenden Schatten noch zu fotografieren. Bald verschwand auch das
blaue Wolkenloch wieder, was uns demonstrierte, welch ungewöhnliches
Glück wir hatten! Die Wolken wurden wieder dichter, doch immer wieder
kam mal die Sonne durch.
Immer mehr von der Sonne wird in den
Wolkenlücken wieder sichtbar:
|
Nun noch einmal ein Blick auf die Sonne,
nun sind auch wieder Sonnenflecken sichtbar. Die Aufnahmebrennweite der
"Russentonne" ist nun mit einem 2fach Konverter verdoppelt worden:
In Saarbrücken stand T.T. im Regen
und wurde Klatschnass. Ähnliches Pech hatte F.V.
Henner Striedelmeyer hatte nördlich
von Forbach ebenfalls Pech; da eine Wolke die Sonne verdunkelte.
Frank Berger und Margit Weichler, OS, hatten nur wenige Kilometer weiter östlich im Mandelbachtal klaren Himmel, während der Totalität gab es einen Donnerschlag und wenige Minuten nach der Totalität begann das Gewitter.
Gert Köster hatte auf dem Friedhof von Kirchnaumen in F etwas Glück: die verfinsterte Sonne war zeitweise durch Wolkenlücken zu sehen.
S. H. hatte bei Rastatt das Glück, während der Totalität für wenige Sekunden ein kleines Wolkenloch zu erwischen.
Herr Vossel, Melle, hatte Languyon in F, nahe der luxemburger Grenze Glück.
C.H. und U.S. hatten in Karlsruhe wahnsinniges Glück: kurz vor der Totalität riss der Himmel auf!
W. B. hatte bei Eppenbrunn südlich von Pirmasens Pech: es regnete.
Angelika Leipner war in Großingersheim und dort zog gerade zur Totalität eine Wolke vor die Sonne.
Walter Maus hatte bei Sigmaringen ebenfalls Pech.
E.H. hatte im Steinheimer Becken Pech.
Ein OS-Auto wurde im Chiemgau gesichtet und muss dort wohl gute Sicht gehabt haben.
Familie B. hatte ebenfalls im Chiemgau gute Sicht auf das eindrucksvolle Ereignis.
Familie Straherjahn, OS, hatte bei Teisesee im Chiemgau gutes Wetter.
Familie Exner, Bramsche, ist bis Ungarn an die Donau gereist (bei Peks). Nach einem kräftigen Gewitter am Morgen war die Luft zur Finsternis sehr rein.
Familie Fiebag, OS hatte südlich von Augsburg während der Totalität klaren Himmel.
Familie Runschke, GMH, hatte bei Grandvilliers in der Normandie Glück und Eike hat fantastische Fotos geschossen!
In dieser Karte (der NASA) sind gute Beobachtungsbedingungen grün, schlechte rot eingetragen, blau umrahmt ist der Ort, wo die hier geschilderten Beobachtungen gewonnen wurden. (Klicken auf die Karte liefert Gesamtkarte!)