Die Sonnenfinsternis am 11.8.1999

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Auf Fraunhofers Spuren - das Flash-Spektrum

Schon vor der Totalität nahm die Temperatur spürbar ab, doch ist unklar inwieweit daran die dunkle Wolke beteiligt war. Als nur noch eine dünne Sichel zu sehen war richtete ich den Spektrographen auf die Sonne: hell strahlt das kontinuierliche Spektrum. Die Sonne war bereits so schmal, dass nun bereits die Fraunhoferschen Absorptionslinien als Abbild der Sichel zu sehen waren. Aufnahmen wurden mit 1/1000 s gemacht, was allerdings überbelichtet ist, da nur im Blauen einige Absorptionslinien erkennbar sind. Dann, mit Verschwinden der Photosphäre verschwand das Kontinuum mit den Absorptionslinien, statt dessen wurden nun die charakteristischen Emissionslinien des Flash-Spektrums sichtbar - eine eindrucksvolle, farbenprächtige Veranschaulichung der Sonnenphysik! Das Flashspektrum wurde mit Belichtungszeiten zwischen 1/250 und 1/60 s aufgenommen, basierend auf Angaben bei Aufnahmen früherer Finsternisse. Diese Aufnahmen erwiesen sich als unterbelichtet, da die Intensität, die in die 1. Ordnung gelenkt wird, wesentlich geringer als bei einem Prisma oder geblazten Gitter (wie es in Kenia verwendet wurde) ist. Die reziproke lineare Dispersion (als Maß für die Aufweitung des Spektrums) wurde auf den Aufnahmen mit 11.1 nm/mm bestimmt.
 
Das kontinuierliche Spektrum, kurz vor dem 2. Kontakt. Die Fraunhoferschen Absorptionslinien sind als schmale Sicheln zu sehen  
Das Flash-Spektrum beim 2. Kontakt. Die Emissionslinien der Chromosphäre sind sichtbar: H-epsilon, H-delta, H-gamma, H-beta, H-alpha
 
Das Flash-Spektrum beim 3. Kontakt. Zusätzlich ist hier noch eine Heliumlinie zwischen H-gamma und H-beta sichtbar
 direkter Anblick

Protuberanzen und die innere Korona

Die kurzbelichteten Aufnahmen können gut mit den im H-alpha-Bereich von der Erde aufgenommenen Bildern verglichen werden. Am rechten oberen Rand sind nicht alle Protuberanzen zu sehen, da sie noch vom Mond bedeckt sind.
 
Sonne während der Finsternis, 
10.26 UT, Diafilm
H-alpha, Kiepenheuer-Inst.,
10.42 UT
H-alpha, Big Bear Solar Obs.,
00.00 UT

Interessant ist auch ein Vergleich mit den Beobachtungen der Röntgenstrahlung von den Satelliten Yohkoh und SOHO: damit können die aktiven Gebiete identifiziert werden. Besonders auffällig sind die beiden Gebiete auf der nördlichen Seite, bei denen die innere Korona sehr hell ist, hier ist auch die Röntgenstrahlung sehr intensiv.
 

Sonne während der Finsternis, 
10.26 UT, Diafilm
Yohkoh, weiche Röntgenstrahlung,
14.42 UT
SOHO EIT 171 A,
19.00 UT

Quelle der anderen Bilder: http://sohowww.nascom.nasa.gov/cgi-bin/synop_image/990811
und: http://sohowww.nascom.nasa.gov/cgi-bin/summary_image/990811
 
 

Die äussere Korona

Die Bilder der Korona während der Finsternis lassen sich mit den Koronabildern des Satelliten SOHO gut vergleichen:
 
Sonnenkorona während der Finsternis, 
10.26 UT, Diafilm
SOHO LASCO C2
12.40 UT
SOHO LASCO C3
12.15 UT

Der Satellit SOHO dient der Sonnenbeobachtung. Auf einer Bahn zwischen Erde und Sonne kann er die Sonne kontinuierlich überwachen. Eines der Geräte an Bord ist LASCO (Large Angle Spectroscopic Coronograph), mit dem die Sonne (durch den weissen Kreis angedeutet) abgedeckt wird und wodurch die Sonnenkorona immer sichtbar ist. Die Bilder sind ungefähr im gleichen Maßstab dargestellt: bedingt durch die Streuung in der Erdatmosphäre ist auch bei der totalen Sonnenfinsternis nur die innere Korona zu sehen!

Quelle der Bilder wie oben
 

Die Satellitenbilder vom MUSEUM AM SCHÖLERBERG

Die Satellitenbildempfangsanlage auf dem Museumsdach hat folgende Ansichten vom METEOSAT-Satelliten empfangen:

C2: Gesamtaufnahme von Europa und Nordafrika, nur auf den Bildern im Visuellen ist die Finsternis zu erkennen!
 

10.30 UTC, 
Schatten über Westeuropa
12.30 UTC, 
Schatten verschwunden

Kombinationen der C02- und C03- Bilder, die Mitteleuropa zeigen (Zeiten in UTC = MESZ -2h):
 


9.30

10.00

10.30

11.00

11.30

12.00

Eine Animation dieser Bilder (auf Bild klicken, ca. 2 MB):



Um 12.00 UTC ist der Mondschatten noch über Vorderasien zu sehen, zum Vergleich der Finsternisweg (NASA):
 

Einfluß auf die Wetterdaten in Osnabrück

Die automatische Wetterstation auf dem Museumsdach zeigt Effekte der Finsternis in den Wetterdaten, allerdings ist es der Effekt der Finsternis schwer von Bewölkung zu trennen. Die Zeiten sind in MEZ = MESZ - 1h, die Finsternismitte in Osnabrück war um 12.32 MESZ = 11.32 MEZ = 10.32 UT.

alle Daten gemeinsam:





die Temperatur ist um ca. 3 Grad zurückgegangen:

Die Einstrahlungsleistung im Sichtbaren und Ultravioletten ist deutlich zurückgegangen, fast bis auf 0 W/m2:
 

Der "einzige solare Störfall"

Mit dem Motto warb bereits seit einigen Jahren Nordsolar, der Verband der Solarfachfirmen. Nachdem bereits die Sonnenfinsternis vom 12.10.1996 (in Osnabrück maximal 55% bedeckt) im Energieertrag der Photovoltaikanlage auf dem Dach des Museums am Schölerberg nachweisbar war, ging bei der Finsternis vom 11.8. die Stromerzeugung fast auf 0 kW zurück (Die Zeit ist wieder in MEZ = MESZ - 1h)!




Sofern nicht anders erwähnt, alle Bilder copyright Andreas Hänel