Dezember 99:
Nachdem an der Diskothek in Bad Essen ein Beamer installiert wurde,
der so hell ist, dass er über die Sternwarte hinwegstrahlt, ist der
Betreiber offenbar bereit, nun wieder den alten, wesentlich schwächeren
zu installieren.
November 99:
In den hellen Sommermonaten fielen sie nicht auf, doch nun leuchten
sie wieder, die Skybeamer: in Osnabrück ist einer aktiv und der in
Bad Essen leuchtet so hell, dass dadurch die Arbeit an der Sternwarte auf
dem Oldendorfer Berg stark beeinträchtigt wird!
Überhaupt scheint nach der Liberalisierung des Strommarktes und
dem Nachgeben der Strompreise Energieverschwendung wieder "in" zu sein
- meist verbrähmt als Kunst:
-
in Aachen sollen alle Gebäude feierlich illuminiert werden,
-
zur Expo sollen in Osnabrück die Windräder auf dem Piesberg in
dem Kunstprojekt LUX angestrahlt werden - sinnloser kann ökologisch
erzeugter Strom wohl kaum vergeudet werden!
In Spanien hingegen wurde von der grössten
Partei am 13. Oktober ein Gesetzentwurf zum Reduzierung der Lichtverschmutzung
(vor allem aus Energiespargründen) im Parlament eingebracht!
Trotz des stetig steigenden Tourismus konnte auf Teneriffa die
Aufhellung des Himmelshintergrundes durch eine strenge Gesetzgebung und
den Lichtingenieur der Sternwarte reduziert werden! Auf der Insel fällt
auf, dass die meisten Strassenleuchten sehr gut abgeschirmt sind, kaum
zur Seite abstrahlen, und daher auch kaum blenden!
Pierantonio Cinzano hat einen Artikel über die Lichtverschmutzung
in Europa verfasst.
Juli 99:
IAU - UN Symposium 196:
Schutz des Astronomischen Himmels
Unsere Gruppe ist nun eine Sektion der International
Dark Sky Association!
Die Tagung brachte einen guten Erfahrungsaustausch. Hier einige erste
Eindrücke:
-
Eine Arbeitsgruppe der Kommission 50 der Internationalen Astronomischen
Union IAU zum Schutz des Himmels für astronomische Beobachtungen soll
eingerichtet werden.
-
Genaue, kontinuierliche Messungen der Himmelshelligkeiten scheinen selbst
an den grossen Observatorien nicht vorzuliegen. Sie sollen daher in Zukunft
verstärkt gemacht werden. Als besonders hilfreich zur Kontrolle werden
daher die Satellitenbilder des DMSP-Programms
angesehen. Solche Auswertungen wurden präsentiert von Flagstaff/USA,
Europa (Cinzano, Italien), weltweit (Isobe, Japan), Kottamia/Ägypten
und anderen.
-
Im belgischen Flandern wird die Lichtverschmutzung bereits im staatlichen
Umweltbericht MIRA-T 1999 berücksichtigt. Danach ist die Straßenbeleuchtung
am stärksten an der Aufhellung des Himmels beteiligt. Umstellung auf
Natriumdampflampen und bessere Abschirmung des nach oben abgestrahlten
Lichtes kann zu erheblichen Energieeinsparungen führen. (erarbeitet
vom Bond Beter Leefmillieu)
-
Bei einem Treffen der Internationalen Beleuchtungskommission/Commission
Internationale de l'Éclairage (CIE), technical committee 4-21,
wurde ebenfalls darauf hingewiesen, dass eine gute Abschirmung wichtig
ist (das Verhältnis der nach oben gerichteten/nach unten gerichteten
Strahlung sollte von den Lampenherstellern angegeben werden). Zonen unterschiedlicher
Lichtaufhellung (Stadtzentren .... Naturparks, Observatorien) sollten definiert
werden.
Die IAU fordert, dass Lampenherstellen den Lichtstrom nach oben
(ULOR) und nach unten (DLOR) messen und angeben sollen. Genauere
Angaben zu den Messmethoden der photometrischen Daten sollen gemacht werden,
auf den Lampen und deren Verpackung soll die Lumen-Zahl angegeben werden.
-
Skybeamer sind in Flandern und vielen Regionen Italiens verboten!
-
Öffentlichkeitsarbeit und eine Erziehung der Schüler soll intensiviert
werden. Als beispielhaft wurde hier das griechisch/internationale
Programm von Margerita Metaxa erwähnt.
-
Holger Peterson zeigte, dass die Häufigkeit von Kondensstreifen, verursacht
durch den steigenden Flugverkehr, immer grössere Himmelsareale auch
längere Zeit verschleiern kann.
-
Projekte,die Licht auf die Erde lenken oder Werbeträger sein sollen,
sollen verhindert werden.
-
Die Störungen durch Satelliten im optischen und Radiobereich sollen
reduziert werden.
-
Weltraumtrümmer sollen reduziert werden. Die Erde umkreisen inzwischen
mehr als 100.000 Trümmerstücke größer als 1 Zentimeter,
die erdgebundene Beobachtungen bereits erheblich stören und eine erhebliche
Gefahr für bemannte und unbemannte Satelliten darstellen.
Eine Resolution soll bei der UNISPACE
III Konferenz eingebracht werden, die anschliessend stattfindet. Auf
dieser Konferenz werden die Vereinten Nationen Leitlinien zur Erforschung
und friedlichen Nutzung des Weltalls in den nächsten Jahrzehnten
erarbeiten.
Hier die Pressemitteilung des IAU-Symposiums.
Der Osnabrücker Skybeamer ist aus!
Wegen Streitigkeiten der Pachtparteien ist der Osnabrücker Skybeamer
erst einmal aus - hoffentlich für immer!
Nachricht vom Bundestagspräsidenten
Unser Anschreiben an den Bundestagspräsidenten Thierse zu den
Skybeamern auf dem Berliner Reichs-/Bundestag ist auch an den Petitionsausschuss
weitergeleitet worden.
gute und schlechte Sportplatzbeleuchtung
Winfried Kräling berichtete auf dem Fachgruppentreffen über
gute und schlechte Sportplatzbeleuchtung:
schlecht: die Scheinwerfer strahlen an den Himmel (fliegt
der Ball so hoch?) - ein Bildbeispiel, nur ein
heller Stern ist zu sehen
gut:die Scheinwerfer strahlen nur nach unten, Natrium-Hochdruckdampflampen
sind verwendet, das spart Stromkosten. Die Fussballer sind damit zufrieden
und es sind sogar Sterne zu sehen:
Bild
Dieses Bild zeigt die gute Anlage in 900
m Entfernung und die schlechte dahinter in 7 km Entfernung!
Mai 99:
Neues vom Treffen der Fachgruppe:
Petition vom Petitionsausschuss des Bundestages bearbeitet
Die Petition von W. Wettlaufer zur Reduzierung der Lichtverschmutzung
ist vom Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages bearbeitet worden
und der Bundesregierung, den Fraktionen und den Landesvolksvertretungen
zugeleitet worden.
Lichtverschmutzung aus biologischer Sicht
Der Entomologe Dr. W.A.
Nässig hat eine interessante Internetseite zu den biologischen
Aspekten der Lichtverschmutzung erstellt:
http://www.Arge-HeLep.de/RotList/Lichtverschmutzung.html
April 99:
3 Skybeamer von Sternwarte Oldendorfer Berg!
Bei leichten Cirren war es zu sehen: 3 Skybeamer um den Oldendorfer
Berg. E. Heiser sah kürzlich die Beamer von Osnabrück, Melle
und Bad Essen auf der Sternwarte, letzterer gar bis zum Polarstern! All
das soll keine erhebliche Beeinflussung sein?!
Nun auch in Frankreich Skybeamer: auf einer Urlaubsreise fiel mir bei
Metz ein Skybeamer unangenehm auf - er soll die Besucher eines Kinokomplexes
anziehen. Vielleicht sollte das Kino mal Freiluftkinoveranstaltungen machen,
um festzustellen, wie störend so ein beamer sein kann!
Gerichtsurteil bestätigt Verbot von Skybeamer!
In einem Urteil vom 10. März 1998 des Bayerischen Verwaltungsgerichtes
Regensburg (Az. RN 6 K 96.2039) wird das Verbot eines Skybeamers
durch eine Gemeinde bestätigt. Wesentlicher Grund ist die Verkehrsgefährdung
auf einer stark befahrenen Straße ausserhalb einer geschlossenen
Ortschaft.
Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch
Licht auf Tiere
Entwurf der Lichtimmissionsrichtlinie des Länderausschuß
für Immissionsschutz
In den Naturschutz-Infos 2/98 der Landesanstalt
für Umweltschutz Baden-Württemberg wird der Einfluß
von künstlichen Lichtquellen auf die Tierwelt diskutiert. Als Schutzmaßnahmen
werden empfohlen:
-
Vermeiden heller, weitreichender künstlicher Lichtquellen in der freien
Landschaft,
-
Lichtlenkung ausschließlich in die Bereiche, die künstlich
beleuchtet werden müssen
-
Wahl von Lichtquellen mit für Insekten wirkungsarmem Spektrum
-
Nur staubdichte Leuchten verwenden
-
Begrenzung der Betriebsdauer auf die notwendige Zeit
März 99:
Diskussion um Straßenleuchten
In der europäischen Mailing
list über Lichtverschmutzung gibt es zur Zeit eine Diskussion
über Straßenbeleuchtung:
-
Ed de la Rie in den Niederlanden
sammelt Informationen über Leuchten
-
Wer hat nähere Informationen über die Schadstoffe in den verschiedenen
Lampentypen? (bitte Mitteilung an mich)
Ausstellung in Bad Salzschlirf
Zum Monatsanfang hat der Freundeskreis der Himmelskunde in Bad Salzschlirf
eine Ausstellung über Lichtverschmutzung gezeigt. Die Ausstellung
steht der Fachgruppe zur Verfügung und kann weiter ausgeliehen werden,
Interessenten setzen sich bitte mit Winfried
Kräling in Kontakt!
Hier ein Bild von der Eröffnung (mit dem Fachgruppenleiter).
Feb. 99:
Skybeamer in Osnabrück
Nun betreibt auch in Osnabrück eine Diskothek ihren Skybeamer
dauerhaft. Die Stadt sieht keine Möglichkeiten, diesen zu verbieten.
Die Niedersächsische Bauordnung, § 63, verbietet Werbung, die
in den Aussenbereich hineinwirkt, doch Werbeaussagen der Beamer-Hersteller
mit 20 und mehr Kilometern Reichweite sind offenbar nicht genügend
Werbung in den Aussenbereich! Naturschutz spielt in einer Stadt sowieso
keine Rolle, und die Verkehrsgefährdung wird vielleicht auch erst
nach Unfällen erkannt.... Der Beamer ist zudem so hell, daß
eigentlich die Anwohner durch Lichtimmision gestört werden müssten.
Znamya ist schief gegangen
und wurde in der Erdatmosphäre verglühen gelassen!
Jan. 99:
Dark Sky auf Teneriffa:
Nicht umsonst sind die meisten nachtaktiven Astronomen auf die Kanareninsel
La Palma gezogen: in Teneriffa ist (vor allem durch den Tourismus) der
Nachthimmel zu hell, so blieben dort vor allem die Sonnenphysiker. Dennoch
lassen sich in der Hochebene der Canadas noch gut astronomische Beobachtungen
anstellen. Die direkt südlich davon gelegene Stadt Vilaflor
trägt auch zu einem dunklen Himmel bei, da dort die Lampen gut abgeschirmt
sind und wohl auch nachts teilweise abgeschaltet werden - sehr zum Vorteil
auch einer Beobachtungsstation in der La Ladera Straße. Der Fachgruppenleiter
Winfried Kräling hat eine lobende Würdigung geschrieben, die
kürzlich in der Lokal-Zeitschrift Tajinaste abgedruckt wurde. Muy
bien!
Unsere Internetseiten bei der IDA:
Im Newsletter
35 der IDA wird
auf unsere Internet-Seiten hingewiesen.
Neues von ZNAMYA
Nachdem in verschiedenen Zeitschriften dieses Projekt als tolle technische
Leistung gewürdigt wurde, wird verstärkt auch Kritik laut:
-
Wie in Sky&Telescope 2/1999, S. 19, berichtet, hat sich die Kommission
50 der Internationalen Astronomischen Union dagegen ausgesprochen.
-
Thortsen Güths von der Fachgruppe DARK SKY der VdS hat eine Stellungnahme
zu dem Thema geschrieben:
Stellungnahme der VdS Fachgruppe Dark Sky
zum Thema "Beleuchtung durch Weltraumspiegel" von Torsten Güths
Wie in einigen Medien verbreitet wurde, haben russische
Forscher 1993 einen Testsatelliten in einen Orbit geschossen, der mit einem
25m Æ großen Folienspiegel reflektiertes
Sonnenlicht auf die Erde geschickt hat. Das Objekt erschien dann in etwa
vollmondhell. Nun haben sie voraussichtlich im Februar 99 vor, den 2. Teil
dieser Mission mit einem verbesserten Spiegel durchzuführen, dessen
Folie glatter gespannt wird. Sie wollen damit einen Flecken von 5km Durchmesser
mit der Helligkeit von bis zu 10-facher Vollmondhelligkeit kurzzeitg beleuchten.
Es soll auch die gezielte Ausrichtung getestet werden. Der VdS hält
das Endziel (systematische Beleuchtung mit solchen Spiegeln) dieses Vorhabens
für unsinnig und versucht im Folgenden die Gründe, die laut den
Initiatoren und anderen Medien für eine derartige akzentuierte Beleuchtung
sprechen sollen, zu entkräften.
1) Der Sonnenspiegel hellt eine Gegend mit maximal
10-facher Vollmondhelligkeit auf.
Das hört sich beeindruckend an. Berücksichtigt
man, daß dieser Wert nur für den rechnerischen Idealfall gilt,
daß eine zu 100% reflektierende Fläche unter einen Winkel von
90° zum Horizont reflektiert, liegen die tatsächlichen Helligkeiten
eher bei maximal der Hälfte. Aber was erwartet man sich von diesem
Wert? Weitaus bedeutsamer ist, daß der Vollmond nur ein 400.000-tel
der Sonnenhelligkeit erzeugt, mit anderen Worten: dieser Spiegel hätte
höchstens die Helligkeit von einem 40.000-tel der Sonne. Wahrlich
trübe für irdischen Nutzen aber in höchsten Maße zerstörerisch
für den Nachthimmel.
Folgendes Experiment können Sie nachvollziehen:
in einem völlig abgedunkelten Raum erzeugt eine Kerze in 2m Abstand
eine dem Vollmond ähnliche Aufhellung. Stellen Sie 10 Kerzen zusammen,
können Sie schon einigermaßen lesen, aber sie erhalten letztlich
nur ein trübes Dämmerlicht.
2) Den Bewohnern skandinavischer Länder werden
die Depressionen langer Winternächte genommen und der Alkoholismus
bekämpft.
In Pkt. 1 ist die Auswirkung beschrieben, die ein Spiegel
hat. Damit sind sicherlich keine depressiven Menschen kurierbar oder vom
Alkohol wegzubekommen. Das schaffen nur ein starker Wille oder der Besuch
eines Psychotherapeuten. Lichtherapien werden auch nicht mit Kerzen, sondern
mit hellem Licht vorgenommen und ein gleißend heller Kunststern mit
trüber, grau-blauer Dämmerung wird auch nicht die Seelen erhellen.
3) .....
Der angebliche Nutzen verschwindet völlig, wenn
das Wetter nicht mitspielt und zum Bsp. 2Monate lang Wolken und Regenwetter
bringt, wie im Herbst 98 in Mitteleuropa geschehen. DAS war frustrierend!
Oder möchte man vielleicht auch noch das Wetter regulieren - Viagra
und Xenical lassen grüßen!
.....
Die erzielte Beleuchtungsstärke reicht also in
keinem Fall aus, um auf den Einsatz von künstlicher Beleuchtung zu
verzichten! Es werden keine Einsparungen bei dieser Infrastruktur und den
Energiekosten erzielt!
Es könnten Katastrophengebiete beleuchtet werden
Die vorgenannten Punkte sprechen schon gegen diesen
Sinn. Dazu kommt noch, daß bei einer unterstellten 100% Auslastung
der Spiegel irgend jemand auf sein Lichtkontingent verzichten muß.
Sind es jetzt die Banker in Frankfurt (dann sehen diese wenigstens nicht
mehr ihre Kurse in den Keller rutschen) oder die Trinker in Skandinavien
(die finden dann ihre Flaschen nicht mehr), die darauf verzichten sollen?
Aus einem Artikel im P.M.-Magazin und der Internetseite
der Spiegelbetreiber gehen die wahren Gründe unterschwellig hervor:
diese Aktion dient nämlich nur der Daseinsberechtigung
einiger russischer Ingenieure, deren Stellen aufgrund des Streichens der
"Columbus 500 Regatta" überflüssig wurden! Gerade die Russen
haben sicherlich wichtigere Probleme zu bekämpfen, und diese sind
in ihrer Landes und Führungsstruktur begründet und nicht im fehlenden
Licht!
Nicht nur als Hobbyastronomen und Mitarbeiter an Volkssternwarten
stellen wir fest, daß die Vernichtung des Sternenhimmels traurig
ist: er ist nämlich in unserem Kulturgut verewigt! Tagtäglich
werden wir konfrontiert mit astronomischen Motiven, sei es in der Werbung,
Lyrik oder in der verbreiteten Astrologie, die nur aufgrund der Wahrnehmung
eines dunklen, prachtvollen Sternenhimmels mit Tausenden von Sternen entstehen
konnte! Dieses Naturwunder ist absolut erhaltenswert!
Und dafür setzen wir uns ein!
Torsten Güths
Volkssternwarte Wetterau eV
VdS, Verein der Sternfreunde
Initiative Dark-Sky
Aktuelles
Aktuelles aus dem Jahre 1998
Seiten erstellt von Dr. Andreas
Hänel - ahaenel@rz.uni-osnabrueck.de.
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