Dezember
01
Advent, Advent ...
ein Lichtlein brennt. Doch
da es nicht mehr auffällt im allgemeinen Lichtsmog, müssen immer
mehr und immer hellere Lichter leuchten - zumindest hat man dieses Jahr
wieder einmal zur Adventszeit den Eindruck! Der Handel freut sich, dass
Weihnachtsbeleuchtung so gut wie nie zuvor über den Ladentisch geht.
Dirk Dirbach fordert in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom14.12.,
S. 12, noch mehr Licht, da in Deutschland der Himmel zu dunkel sei - was
schlichtweg falsch ist, wie in der Arbeit von Cinzano
et al. nachzulesen ist. Und dann möchte Dirbach auch noch
den natürlichen Sternhimmel durch einen künstlichen ersetzt werden
- wann werden endlich die städtischen Bäume durch Plastikbäume
ersetzt, das würde viele Straßenreinigungskosten einsparen!
Nur der Amateurastronom schaut
mal wieder in die Röhre, weil mal wieder nachlässig mit einem
alten Kulturgut umgegangen wird ...
Eine verschwenderische Kirchenbeleuchtung
- nur um das kleine Türmchen
zu erleuchten, wird viel Licht - damit Energie und Geld - unnütz an
den Himmel geschleudert.
Alle finden es toll, nur
der Stern- und Naturfreund hat Probleme ... |
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...und er muss zum Reservat des dunklen
Himmels in Kanada reisen
Wie wäre es: all jene,
die das Licht so gedankenlos in den Himmel schleudern, sollten den Astronomen
die Reise in Gebiete finanzieren, wo noch weitgehend ungestörte Himmelsbeobachtungen
möglich sind!
Zum Beispiel nach Kanada:
im Reisemagazin "Kanada XL - Sommer 2002" der Canadian Tourism Commission
wird auf die Torrance Barrens Conservation an Dark Sky Reserve in
Muskoka verwiesen, wo sich "bei Eindruck der Dunkelheit Sternengucker und
Astronomen versammeln. Auf den fast 2000 Hektar Land gibt es nachts kein
Fremdlicht - ein idealer Platz um den Himmel zu beobachten. Sternbilder,
Meteorschauer und ferne Galaxien kann man hier in absoluter Klarheit sehen."
Mehr Infos: www.discovermuskoka.ca.
November 01
Gigantisch ... - grandios ...?
ist die Lichtverschmutzung
zur Zeit in Osnabrück (laut Betreiber).
100 Jahre alt sind die Stadtwerke
geworden, zeigen dazu eine Ausstellung über die Entwicklung des Stroms
im Museum Industriekultur ... und glauben, das nur mit einem gigantischen
Laserspektakel bewerben zu können. Bis zu 50 km weit soll er zu
sehen sein und tatsächlich:
selbst südwestlich
in 20 km Entfernung zog sich das grüne Lichtband über den ganzen
Himmel - heller als alle astronomischen Objekte in einer wunderschönen
sternenklaren Nacht! Heller als die Milchstraße ... Wieder einmal
meint der Mensch sein technisches Können mit der Open-air Lasershow
demonstrieren zu können - doch wegen des Protests der Flieger der
Bundeswehr blieb er schon mehrere Nächte aus, und ich konnte beobachten,
wie Verkehrsflugzeuge im Anflug auf den Flughafen Münster-Osnabrück
dem Strahl sehr nahe kamen (ohne allerdings die Höhen abschätzen
zu können). Muss erst etwas passieren, ehe so etwas abgestellt wird?
Schliesslich gelten Laserpointer mit weniger als 0,001 Watt Leistung als
gefährlich - der installierte ist 10000mal intensiver! Woanders werden
ja immerhin die nächtlichen Werbestrahler aus Umweltschutzgründen
abgeschaltet (s.u.)!
In Osnabrück zieht
der Strahl durch den Großen Wagen (8 km entfernt)
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20 km vom Ursprungsort überstrahlt
der Strahl alle himmlischen Objekte...
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... heller als die Milchstraße
und der Andromedanebel nahe dem Zenit!
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Zeitungsartikel zur Lichtverschmutzung
Von Otto Wöhrbach
vom Freiburger Planetarium stammt ein Artikel,
der vor ca. 2 Jahren in der Basler Zeitung erschienen war, und sehr lesenswert
ist, da er die kulturellen Aspekte der Lichtverschmutzung beleuchtet.
Neue Bücher zur Lichtverschmutzung
Gerade sind zwei neue englischsprachige
Bücher zum Thema Lichtverschmutzung erschienen:
Endlich ist der Tagungsband
zum Symposium 196 der Internationalen Astronomischen Union 1999
in Wien bei der Astronomical Society of
the Pacific erschienen.
Das Inhaltsverzeichnis
ist hier zu finden. |
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Von Bob Mizon, dem
Aktivisten in England ist ein schönes allgemeinverständliches,
reich bebildertes Buch "Light Pollution - Responses and Remedies"
bei Springer in der von Patrick
Moore herausgegebenen Practical Astronomy Serie (leider relativ teuer!)
erschienen. |
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Oktober 01
Broschüre und Ausstellung "Umweltfreundliche
Außenbeleuchtung" des BUND
Dr.-Ing Claudia Kaul
und Dipl.-Ing Frank-Michael Hassel vom BUND,
Ortsgruppe Alzey-Worms haben eine Broschüre "Umweltfreundliche
Außenbeleuchtung - (k)ein Thema?!?" herausgegeben, dazu eine Ausstellung.
Darin werden folgende Forderungen
aufgestellt:
-
möglichst Einsatz von Natriumhochdruckdampflampen
-
Reduzierung der Beleuchtungsdauer
in der Nacht
-
Abschirmung nach oben
-
geringere Leuchtenhöhen
-
Verbot von Sky-Beamern
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Ein Politiker macht sich Gedanken über
die Lichtverschmutzung
Der CDU-Abgeordnete Jörg
Schwäblein hat im Thüringischen Landtag angefragt, ob und
wie die Sternwarte Tautenburg geschützt werden kann (Pressemeldung
140/2001)
Das Umweltministerium in
Hessen in einer Übereinkunft mit dem Hotel- und Gaststättenverband:
Keine Skybeamer in Hessen während
des Vogelfluges
während der Vogelflugzeit
im Oktober und November! Der BUND
Hessen (Sibylle Winkel) will überprüfen, ob und
welche Folgen dies hat. Zudem fordert er eine Experten-Arbeitsgruppe zum
Problem der Lichtverschmutzung, an dem auch die Fachgruppe DARK SKY beteiligt
sein soll.
Konzept
für eine umweltfreundliche Aussenbeleuchtung und
Argumente
gegen Einwände zum Lichtkonzept von DARK SKY
Zwei Word-Dokumente von
Torsten Güths, wobei das erste als Vorlage für lokale Agenda
21-Aktivitäten dienen kann.
Lichter über dem münsterländischen
Emsland
Von Christoph Lohuis
vom Astronomischen Verein Grafschaft Bentheim
erhielten wir eine Aufnahme, die die Lichterglocken von Nordhorn und, rechts
etwas dunkler, von Enschede/NL zeigt, aufgenommen vom Aussichtsturm Hardingen
(Uelsen) |
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September 01:
Lichtverschmutzung
im Fernsehen
Am Montag,
1. Oktober, 19.00 in der Sendung "Unser
Universum" auf dem französisch-deutschen Sender ARTE
wird ein Beitrag über Lichtverschmutzung von W. Bertolan gezeigt,
mit Winfried Kräling und Torsten Güths von der FG, Prof. Eisenbeis
von der Univ. Mainz und Herrn Isepy von den Stadtwerken Augsburg.
Treffen der schweizer Gruppe
Am 1.9. hat die schweizer
Dark Sky Gruppe ihre Mitgliederversammlung abgehalten, ein Bericht ist
hier zu finden:
http://darksky.ch/protokoll-mv2001.html
Tagung "Künstliches Licht und Umwelt"
in Los Angeles
mehr Informationen zu der
Tagung:
http://www.urbanwildlands.org/conference.html
August 01:
Karte der Skybeamer
Winfried Kräling möchte
eine Karte der Skybeamer in Deutschland erstellen, Sichtungen, möglichst
mit geografischen Koordinaten an ihn: wkraeling@mr-schroeck.de!
Treffen mit Bob Gent von der International
Dark Sky Association
Bei dem Treffen Ende August
wurde eine engere Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung vereinbart.
Atlas der Lichtverschmutzung
Pierantonio Cinzano hat
mit anderen den ersten Atlas der Lichtverschmutzung der Erde erstellt,
der weite Beachtung in der Presse fand. Eine Beschreibung findet sich unter
xxx.lanl.gov/abs/astro-ph/0108052
Der Atlas ist unter
www.lightpollution.it/dmsp/index.html
aufrufbar. Dort gibt es
auch Karten, die drastisch die zukünftige Entwicklung in Europa veranschaulichen.
Zudem gibt es eine Karte
mit den Grenzhelligkeiten für das Auge - dies fordert geradezu einen
Vergleich heraus!
Juli 01:
Der Streit um eine 40 W -Lampe
Durch die Presse ging die
Meldung, dass
in Wiesbaden ein Richter in einem Rechtsstreit gegen einen BKA-Mitarbeiter
unterlag. Dabei ging es um eine 40 W-Lampe, die wohl nichtabgeschirmt ist,
und die dem Richter ins Schlafzimmer scheint und den Schlaf raubt.
Wir meinen: eigentlich
hätte es vermutlich eine Lösung geben können, von der beide
Parteien nur profitiert hätten. Würde der BKA-Mitarbeiter eine
abgeschirmte Leuchte einsetzen, könnte er mit gerichtetem Licht das
gezielter anstrahlen, was beleuchtet werden soll (z.B. Weg, Treppe). Dabei
könnte eine Leuchte geringerer Leistung (z.B. 25 W) eingesetzt werden
und er würde damit Energie einsparen, und der Richter würde vermutlich
nicht mehr geblendet!
Eine neue Seite zu Vor-
und Nachteile von Natrium-Niederdruckdampflampen
Juni 01:
Neue Fachgruppenleitung
Nachdem Winfried Kräling
die Fachgruppe seit Anfang an geleitet hat, musste er dieses Amt aus gesundheitlichen
Gründen abgeben. Auch Rainer Boulnois kandidierte nicht wieder. Die
Fachgruppe ist beiden für ihre geleistete Arbeit sehr dankbar.
Neu gewählt wurden
als gleich berechtigte Leiter:
Dr. Andreas Hänel,
Georgsmarienhütte,
ahaenel@uos.de,
und
Torsten Güths, Bad
Nauheim, torstengueths@ipfb.net
alle Städte wollen strahlen
Agenda 21 hin, Energieeinsparung
her - alles nicht mehr in - die Städte sollen leuchten:
- der Business-Tower in Nürnberg
lobt seine energiesparende Bauweise, strahlt aber mit 60000W in den Himmel
(Foto: H. Deschan, inzwischen sind die
Scheinwerfer leicht abgeschirmt).
- Köln will nach
einem Bericht
des "Kölner Stadt-Anzeigers" von 27. April 2001 seine Rheinbrücken
hell erleuchten, als "weithin sichtbares Verkehrsleitsystem" (dann können
ja Hinweisschilder demontiert werden und Autofahrer brauchen keine teuren
Navigationssysteme mehr), "experimentell und unkonventionell"...
- der John Hancock-Wolkenkratzer (Pfeil auf dem Foto,
A.
Hänel) in Chicago hat mit mehreren anderen großen Gebäuden
das Experiment hinter sich: da während der Zugzeit tausende Vögel
durch das helle Licht angezogen wurden und gegen den Turm prallten, wird
das Licht stark reduziert. Die Zahl der getöteten Vögel soll
um 75 Prozent zurückgegangen sein (u.a.: Yahoo!
News).
Mai 01:
Katalanisches Parlament hat Gesetz
gegen die Lichtverschmutzung verabschiedet!
Der volle Gesetzestext
liegt auf katalanisch, spanisch und englisch vor.
Wieviel Sterne sehen wir noch?
Mit einer Aktion zur Grenzhelligkeiten-Bestimmung
beteiligt sich das Institut für Astronomie der Universität Wien
an der österreichischen Science Week:
www.astro.univie.ac.at/~scw/
"Vorbei die Zeiten, als Städte
in der Dunkelheit ein kärgliches Schattendasein führten"
nicht aus alten Zeiten,
sondern vom 9.5.2001 stammt dieses Zitat in einem Artikel der neuen Osnabrücker
Zeitung über einen Essener Kulturpfad ... was steht uns denn da noch
bevor?
"Lichtverschmutzung" und Beleuchtung
in der Zeitung für
Kommunale Wirtschaft
In der Ausgabe 5/2001, S.
23, berichtet dieses Fachblatt für Energie, Wasser, Entsorgung, Stadtverkehr
und Umweltschutz, das sich vor allem an kommunale Behörden wendet,
über die Aktivitäten der Fachgruppe DARK SKY bezüglich Straßenbeleuchtung.
Dabei werden einige unserer Punkte durchaus positiv gesehen, andere natürlich
kritisch.
Und einige Seiten weiter
schöne Bilder der Polarlichter vom April mit einem Hinweis
darauf, dass die damit verbundenen Ausbrüche auf der Sonne die Stromversorgung
stören könne. kein Hinweis darauf, dass dieses faszinierende
Naturschauspiel wegen des vielen künstlichen Lichts in den Städten
kaum noch zu sehen ist. Und wenn, dann denkt der Bürger nur an ein
Umweltdesaster, wie Chemieunfall oder Brand, wie ein Jahr zuvor!
Light Pollution Filters
in Sky & Telescope June
2001, 47 zeigt, dass für Astronomie die Natriumhochdrucklampen leider
auch nicht die letzte Weisheit sind: mit den heutigen Filtern können
sie bei Fotografien schlechter ausgefiltert werden als mit Quecksilberdampflampen!
Die HELLE NOT
ist eine sehr interessante
Broschüre vom Tiroler Landesumweltanwalt und beschreibt vor allem
den positiven Einfluss von Natriumhochdruckdampflampen auf Insekten und
die günstigeren Energieeigenschaften. Die Broschüre ist zudem
sehr ansprechend gemacht! |
|
Mehr sehen mit weniger Licht
Das April-Heft von Bild
der Wissenschaft
enthält einen ausführlichen Artikel von
Daniel Fischer
über die Lichtverschmutzung. Dieser Artikel
hat wieder ein verstärktes Presseinteresse an der Arbeit der Fachgruppe
hervorgerufen!
Gesetz gegen Lichtverschmutzung in der
Lombardei/Italien
ist inzwischen verabschiedet
worden.
Eine ausführliche Studie über
die Lichtverschmutzung in Katalonien
ist von der Universitat
Politecnica de Catalunya und der Universitat de Barcelona erstellt worden
und hat breites Echo in der lokalen Presse (z.B. El Punt vom 9. April)
gefunden:
http://www.upc.es/op/catala/noticies/acrecerca/2001/contaminacioluminica.htm
Es werde Licht ... oder Schöpfung
bewahren?
Inzwischen ist es
wohl in den kleinsten Ortschaften chic, die Kirche hell zu erleuchten (leider
auch in meinem Wohnort, Foto), womöglich
sogar die ganze Nacht hindurch - etwa, dass man nachts um 2 Uhr den Weg
in die Kirche findet? Man ist natürlich ökologisch und nutzt
Natriumdampflampen, aber dass man damit vielleicht doch geschützte
Tiere (wie war das mit den Turmfalken, Fledermäusen, Nachtfaltern
...?), die dort hausen, ihr Lebensdomizil gefährdet, dass man damit
den CO2-Ausstoß weiter erhöht, dass der Sternhimmel wieder etwas
schlechter zu sehen ist ... Aber vielleicht ist man ja so ökologisch
und gewinnt den Strom mit einer von der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (im Rahmen des Programms "300 Kirchengemeinden
für die Sonnenenergie") geförderten Photovoltaik-Anlage.
Bilder -soweit nicht anders
erwähnt- © A. Hänel
Aktuelles
aus dem Jahre 2000
Aktuelles
aus dem Jahre 1999
Aktuelles
aus dem Jahre 1998
Seiten
erstellt von Dr. Andreas Hänel - ahaenel@rz.uni-osnabrueck.de.
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