Aktuelles aus 2001
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Dr. Andreas Hänel - ahaenel@rz.uni-osnabrueck.de.

Dezember 01
Advent, Advent ...
ein Lichtlein brennt. Doch da es nicht mehr auffällt im allgemeinen Lichtsmog, müssen immer mehr und immer hellere Lichter leuchten - zumindest hat man dieses Jahr wieder einmal zur Adventszeit den Eindruck! Der Handel freut sich, dass Weihnachtsbeleuchtung so gut wie nie zuvor über den Ladentisch geht. Dirk Dirbach fordert in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom14.12., S. 12, noch mehr Licht, da in Deutschland der Himmel zu dunkel sei - was schlichtweg falsch ist, wie in der Arbeit von Cinzano et al. nachzulesen ist. Und dann möchte Dirbach auch noch den natürlichen Sternhimmel durch einen künstlichen ersetzt werden - wann werden endlich die städtischen Bäume durch Plastikbäume ersetzt, das würde viele Straßenreinigungskosten einsparen!

Nur der Amateurastronom schaut mal wieder in die Röhre, weil mal wieder nachlässig mit einem alten Kulturgut umgegangen wird ...
 
Eine verschwenderische Kirchenbeleuchtung
- nur um das kleine Türmchen zu erleuchten, wird viel Licht - damit Energie und Geld - unnütz an den Himmel geschleudert.

Alle finden es toll, nur der Stern- und Naturfreund hat Probleme ...

...und er muss zum Reservat des dunklen Himmels in Kanada reisen
Wie wäre es: all jene, die das Licht so gedankenlos in den Himmel schleudern, sollten den Astronomen die Reise in Gebiete finanzieren, wo noch weitgehend ungestörte Himmelsbeobachtungen möglich sind!
Zum Beispiel nach Kanada: im Reisemagazin "Kanada XL - Sommer 2002" der Canadian Tourism Commission wird auf die Torrance Barrens Conservation an Dark Sky Reserve in Muskoka verwiesen, wo sich "bei Eindruck der Dunkelheit Sternengucker und Astronomen versammeln. Auf den fast 2000 Hektar Land gibt es nachts kein Fremdlicht - ein idealer Platz um den Himmel zu beobachten. Sternbilder, Meteorschauer und ferne Galaxien kann man hier in absoluter Klarheit sehen." Mehr Infos: www.discovermuskoka.ca.

November 01
Gigantisch ... - grandios ...?
ist die Lichtverschmutzung zur Zeit in Osnabrück (laut Betreiber). 100 Jahre alt sind die Stadtwerke geworden, zeigen dazu eine Ausstellung über die Entwicklung des Stroms im Museum Industriekultur ... und glauben, das nur mit einem gigantischen Laserspektakel bewerben zu können. Bis zu 50 km weit soll er zu sehen sein und tatsächlich:
selbst südwestlich in 20 km Entfernung zog sich das grüne Lichtband über den ganzen Himmel - heller als alle astronomischen Objekte in einer wunderschönen sternenklaren Nacht! Heller als die Milchstraße ... Wieder einmal meint der Mensch sein technisches Können mit der Open-air Lasershow demonstrieren zu können - doch wegen des Protests der Flieger der Bundeswehr blieb er schon mehrere Nächte aus, und ich konnte beobachten, wie Verkehrsflugzeuge im Anflug auf den Flughafen Münster-Osnabrück dem Strahl sehr nahe kamen (ohne allerdings die Höhen abschätzen zu können). Muss erst etwas passieren, ehe so etwas abgestellt wird? Schliesslich gelten Laserpointer mit weniger als 0,001 Watt Leistung als gefährlich - der installierte ist 10000mal intensiver! Woanders werden ja immerhin die nächtlichen Werbestrahler aus Umweltschutzgründen abgeschaltet (s.u.)!

In Osnabrück zieht der Strahl durch den Großen Wagen (8 km entfernt)

20 km vom Ursprungsort überstrahlt der Strahl alle himmlischen Objekte...

... heller als die Milchstraße und der Andromedanebel nahe dem Zenit!

Zeitungsartikel zur Lichtverschmutzung
Von Otto Wöhrbach vom Freiburger Planetarium stammt ein Artikel, der vor ca. 2 Jahren in der Basler Zeitung erschienen war, und sehr lesenswert ist, da er die kulturellen Aspekte der Lichtverschmutzung beleuchtet.

Neue Bücher zur Lichtverschmutzung
Gerade sind zwei neue englischsprachige Bücher zum Thema Lichtverschmutzung erschienen:
Endlich ist der Tagungsband zum Symposium 196 der Internationalen Astronomischen Union 1999 in Wien bei der Astronomical Society of the Pacific erschienen. 
Das Inhaltsverzeichnis ist hier zu finden.
Von Bob Mizon, dem Aktivisten in England ist ein schönes allgemeinverständliches, reich bebildertes Buch "Light Pollution - Responses and Remedies" bei Springer in der von Patrick Moore herausgegebenen Practical Astronomy Serie (leider relativ teuer!) erschienen.

 

Oktober 01
Broschüre und Ausstellung "Umweltfreundliche Außenbeleuchtung" des BUND
Dr.-Ing Claudia Kaul und Dipl.-Ing Frank-Michael Hassel vom BUND, Ortsgruppe Alzey-Worms haben eine Broschüre "Umweltfreundliche Außenbeleuchtung - (k)ein Thema?!?" herausgegeben, dazu eine Ausstellung.
Darin werden folgende Forderungen aufgestellt:
  • möglichst Einsatz von Natriumhochdruckdampflampen
  • Reduzierung der Beleuchtungsdauer in der Nacht
  • Abschirmung nach oben
  • geringere Leuchtenhöhen
  • Verbot von Sky-Beamern

Ein Politiker macht sich Gedanken über die Lichtverschmutzung
Der CDU-Abgeordnete Jörg Schwäblein hat im Thüringischen Landtag angefragt, ob und wie die Sternwarte Tautenburg geschützt werden kann (Pressemeldung 140/2001)

Das Umweltministerium in Hessen in einer Übereinkunft mit dem Hotel- und Gaststättenverband:
Keine Skybeamer in Hessen während des Vogelfluges
während der Vogelflugzeit im Oktober und November! Der BUND Hessen (Sibylle Winkel) will überprüfen, ob und welche Folgen dies hat. Zudem fordert er eine Experten-Arbeitsgruppe zum Problem der Lichtverschmutzung, an dem auch die Fachgruppe DARK SKY beteiligt sein soll.

Konzept für eine umweltfreundliche Aussenbeleuchtung und 
Argumente gegen Einwände zum Lichtkonzept von DARK SKY
Zwei Word-Dokumente von Torsten Güths, wobei das erste als Vorlage für lokale Agenda 21-Aktivitäten dienen kann. 
 
Lichter über dem münsterländischen Emsland
Von Christoph Lohuis vom Astronomischen Verein Grafschaft Bentheim erhielten wir eine Aufnahme, die die Lichterglocken von Nordhorn und, rechts etwas dunkler, von Enschede/NL zeigt, aufgenommen vom Aussichtsturm Hardingen (Uelsen) 

September 01:
Lichtverschmutzung im Fernsehen
Am Montag, 1. Oktober, 19.00 in der Sendung "Unser Universum" auf dem französisch-deutschen Sender ARTE wird ein Beitrag über Lichtverschmutzung von W. Bertolan gezeigt, mit Winfried Kräling und Torsten Güths von der FG, Prof. Eisenbeis von der Univ. Mainz und Herrn Isepy von den Stadtwerken Augsburg.

Treffen der schweizer Gruppe
Am 1.9. hat die schweizer Dark Sky Gruppe ihre Mitgliederversammlung abgehalten, ein Bericht ist hier zu finden:
http://darksky.ch/protokoll-mv2001.html

Tagung "Künstliches Licht und Umwelt" in Los Angeles
mehr Informationen zu der Tagung:
http://www.urbanwildlands.org/conference.html
 

August 01:
Karte der Skybeamer
Winfried Kräling möchte eine Karte der Skybeamer in Deutschland erstellen, Sichtungen, möglichst mit geografischen Koordinaten an ihn: wkraeling@mr-schroeck.de

Treffen mit Bob Gent von der International Dark Sky Association
Bei dem Treffen Ende August wurde eine engere Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung vereinbart.

Atlas der Lichtverschmutzung
Pierantonio Cinzano hat mit anderen den ersten Atlas der Lichtverschmutzung der Erde erstellt, der weite Beachtung in der Presse fand. Eine Beschreibung findet sich unter
xxx.lanl.gov/abs/astro-ph/0108052
Der Atlas ist unter
www.lightpollution.it/dmsp/index.html
aufrufbar. Dort gibt es auch Karten, die drastisch die zukünftige Entwicklung in Europa veranschaulichen.
Zudem gibt es eine Karte mit den Grenzhelligkeiten für das Auge - dies fordert geradezu einen Vergleich heraus!

Juli 01:
Der Streit um eine 40 W -Lampe
Durch die Presse ging die Meldung, dass in Wiesbaden ein Richter in einem Rechtsstreit gegen einen BKA-Mitarbeiter unterlag. Dabei ging es um eine 40 W-Lampe, die wohl nichtabgeschirmt ist, und die dem Richter ins Schlafzimmer scheint und den Schlaf raubt. 
Wir meinen: eigentlich hätte es vermutlich eine Lösung geben können, von der beide Parteien nur profitiert hätten. Würde der BKA-Mitarbeiter eine abgeschirmte Leuchte einsetzen, könnte er mit gerichtetem Licht das gezielter anstrahlen, was beleuchtet werden soll (z.B. Weg, Treppe). Dabei könnte eine Leuchte geringerer Leistung (z.B. 25 W) eingesetzt werden und er würde damit Energie einsparen, und der Richter würde vermutlich nicht mehr geblendet! 

Eine neue Seite zu Vor- und Nachteile von Natrium-Niederdruckdampflampen

Juni 01: 
Neue Fachgruppenleitung
Nachdem Winfried Kräling die Fachgruppe seit Anfang an geleitet hat, musste er dieses Amt aus gesundheitlichen Gründen abgeben. Auch Rainer Boulnois kandidierte nicht wieder. Die Fachgruppe ist beiden für ihre geleistete Arbeit sehr dankbar.
Neu gewählt wurden als gleich berechtigte Leiter:
Dr. Andreas Hänel, Georgsmarienhütte, ahaenel@uos.de, und 
Torsten Güths, Bad Nauheim, torstengueths@ipfb.net

alle Städte wollen strahlen
Agenda 21 hin, Energieeinsparung her - alles nicht mehr in - die Städte sollen leuchten:

- der Business-Tower in Nürnberg lobt seine energiesparende Bauweise, strahlt aber mit 60000W in den Himmel (Foto: H. Deschan, inzwischen sind die Scheinwerfer leicht abgeschirmt).

- Köln will nach einem Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" von 27. April 2001 seine Rheinbrücken hell erleuchten, als "weithin sichtbares Verkehrsleitsystem" (dann können ja Hinweisschilder demontiert werden und Autofahrer brauchen keine teuren Navigationssysteme mehr), "experimentell und unkonventionell"...

- der John Hancock-Wolkenkratzer (Pfeil auf dem Foto, A. Hänel) in Chicago hat mit mehreren anderen großen Gebäuden das Experiment hinter sich: da während der Zugzeit tausende Vögel durch das helle Licht angezogen wurden und gegen den Turm prallten, wird das Licht stark reduziert. Die Zahl der getöteten Vögel soll um 75 Prozent zurückgegangen sein (u.a.: Yahoo! News).
 

Mai 01:
Katalanisches Parlament hat Gesetz gegen die Lichtverschmutzung verabschiedet!
Der volle Gesetzestext liegt auf katalanisch, spanisch und englisch vor.

Wieviel Sterne sehen wir noch?
Mit einer Aktion zur Grenzhelligkeiten-Bestimmung beteiligt sich das Institut für Astronomie der Universität Wien an der österreichischen Science Week:
www.astro.univie.ac.at/~scw/

"Vorbei die Zeiten, als Städte in der Dunkelheit ein kärgliches Schattendasein führten"
nicht aus alten Zeiten, sondern vom 9.5.2001 stammt dieses Zitat in einem Artikel der neuen Osnabrücker Zeitung über einen Essener Kulturpfad ... was steht uns denn da noch bevor?

"Lichtverschmutzung" und Beleuchtung
in der Zeitung für Kommunale Wirtschaft
In der Ausgabe 5/2001, S. 23, berichtet dieses Fachblatt für Energie, Wasser, Entsorgung, Stadtverkehr und Umweltschutz, das sich vor allem an kommunale Behörden wendet,  über die Aktivitäten der Fachgruppe DARK SKY bezüglich Straßenbeleuchtung. Dabei werden einige unserer Punkte durchaus positiv gesehen, andere natürlich kritisch.
Und einige Seiten weiter schöne Bilder der Polarlichter vom April mit einem Hinweis darauf, dass die damit verbundenen Ausbrüche auf der Sonne die Stromversorgung stören könne. kein Hinweis darauf, dass dieses faszinierende Naturschauspiel wegen des vielen künstlichen Lichts in den Städten kaum noch zu sehen ist. Und wenn, dann denkt der Bürger nur an ein Umweltdesaster, wie Chemieunfall oder Brand, wie ein Jahr zuvor!

Light Pollution Filters
in Sky & Telescope June 2001, 47 zeigt, dass für Astronomie die Natriumhochdrucklampen leider auch nicht die letzte Weisheit sind: mit den heutigen Filtern können sie bei Fotografien schlechter ausgefiltert werden als mit Quecksilberdampflampen!
 
Die HELLE NOT
ist eine sehr interessante Broschüre vom Tiroler Landesumweltanwalt und beschreibt vor allem den positiven Einfluss von Natriumhochdruckdampflampen auf Insekten und die günstigeren Energieeigenschaften. Die Broschüre ist zudem sehr ansprechend gemacht!

Mehr sehen mit weniger Licht
Das April-Heft von Bild der Wissenschaft enthält einen ausführlichen Artikel von Daniel Fischer über die Lichtverschmutzung. Dieser Artikel hat wieder ein verstärktes Presseinteresse an der Arbeit der Fachgruppe hervorgerufen!

Gesetz gegen Lichtverschmutzung in der Lombardei/Italien
ist inzwischen verabschiedet worden.

Eine ausführliche Studie über die Lichtverschmutzung in Katalonien
ist von der Universitat Politecnica de Catalunya und der Universitat de Barcelona erstellt worden und hat breites Echo in der lokalen Presse (z.B. El Punt vom 9. April) gefunden:
http://www.upc.es/op/catala/noticies/acrecerca/2001/contaminacioluminica.htm

Es werde Licht ... oder Schöpfung bewahren?
 Inzwischen ist es wohl in den kleinsten Ortschaften chic, die Kirche hell zu erleuchten (leider auch in meinem Wohnort, Foto), womöglich sogar die ganze Nacht hindurch - etwa, dass man nachts um 2 Uhr den Weg in die Kirche findet? Man ist natürlich ökologisch und nutzt Natriumdampflampen, aber dass man damit vielleicht doch geschützte Tiere (wie war das mit den Turmfalken, Fledermäusen, Nachtfaltern ...?), die dort hausen, ihr Lebensdomizil gefährdet, dass man damit den CO2-Ausstoß weiter erhöht, dass der Sternhimmel wieder etwas schlechter zu sehen ist ... Aber vielleicht ist man ja so ökologisch und gewinnt den Strom mit einer von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (im Rahmen des Programms "300 Kirchengemeinden für die Sonnenenergie") geförderten Photovoltaik-Anlage.

Bilder -soweit nicht anders erwähnt- © A. Hänel



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